Bildungswesen

100 Jahre Freiherr-vom-Stein-Schule

von Franziska Flucke

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Das Projekt „1909-2009 – 100 Jahre Freiherr-vom-Stein-Schule“ ist ein Schulprojekt, das von Lehrern und Schülern der Freiherr-vom-Stein Schule realisiert wurde. Projektverantwortliche war die Referendarin Franziska Flucke, die zusammen mit ihren Kollegen Alfred Heigel und Natascha Rodert und einer Gruppe von 30 Schülern aus der Mittelstufe in einem Jahr eine Ausstellung zur Geschichte des Sachsenhäuser Gymnasiums konzipierte und realisierte.

Die Ausstellung wurde zu den Feierlichkeiten des Jubiläums im Foyer des neuen Schulgebäudes eröffnet. In 15 großen Glasrahmen und mehreren Vitrinen wurden die Ergebnisse monatelanger Recherchearbeiten präsentiert. Ein Großteil der Ausstellung hat mittlerweile einen dauerhaften Platz im Schulgebäude gefunden.

Die Freiherr-vom-Stein-Schule wurde am 19. April 1909 als „Königliches Sachsenhäuser Gymnasium in Entstehung“ als reine Jungenschule eröffnet. Da es aber noch kein Schulgebäude gab, fand der Unterricht in der benachbarten Schillerschule statt. Erst zwei Jahre später, am 30. September 1911, konnte das eigene Gebäude bezogen werden. Seitdem kann die Schule auf eine wechselvolle Geschichte und einige berühmte Schüler zurückschauen. Mehrere Namenswechsel, bauliche Veränderungen und Standortwechsel kennzeichnen die Geschichte des einstigen Jungengymnasiums und wirken noch in die Gegenwart hinein. So wurde pünktlich zur 100-Jahr-Feier im Herbst 2009 auch das neue Schulgebäude am Südbahnhof eingeweiht. Zwischenzeitlich war die Schule für zwei Jahre in Container ausgelagert.

Dort, im Container, begannen die Vorbereitungen für die Ausstellung. Mit Beginn des Schuljahres 2009/10 machten sich die Schüler des Wahlpflichtkurses „Politisch-historische Bildung“ (8. und 9. Klasse) auf die Suche nach Spuren ihrer Schulgeschichte. In kleinen Arbeitsgruppen arbeiteten sie die Vergangenheit auf. Zwei Schülerinnen erforschten zum Beispiel die Namensänderungen und die Biographie der Namensgeber. Andere befassten sich mit dem Thema „Sport“ und stießen dabei schnell auf den Weltklasseschwimmer Michael Groß. Eine sehr motivierte Mädchengruppe wollte erforschen, welche jüdischen Schüler die Schule besuchten und wie ihr Alltag aussah. Die Mädchen stießen bei ihren Recherchen auf den berühmten Philosophen Theodor W. Adorno, der 1921 seine Reifeprüfung am, wie es damals hieß, „Kaiser-Wilhelm-Gymnasium“ ablegte.

Darüber hinaus fanden sie aber keine Spuren weiterer jüdischer Schüler, besonders nicht für die Zeit des Nationalsozialismus. Besuche im Institut für Stadtgeschichte, im Jüdischen Museum Frankfurt und in der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank halfen, die Zeit besser zu verstehen. Doch für ihre Schule konnten die Schülerinnen dort keine Hinweise ermitteln. Allerdings fand die Gruppe bei der Durchsicht der Schülerakten aus der Zeit zahlreiche „Ariernachweise“. Der Blick in die Akten offenbarte auch, wie die Schüler damals vom Krieg und dessen Folgen betroffen waren. So erfuhren sie zum Beispiel, dass ganze Jahrgänge als „Flakhelfer“ am Flughafen stationiert wurden und dort Unterricht erhielten.

»Namenswechsel, Standortwechsel, neue Gebäude – die Freiherr-vom-Stein-Schule hat eine spannende, ereignisreiche Geschichte.«

Leider war das Schularchiv aufgrund der Containersituation in der Zeit der Recherche ausgelagert und nur schwer zugänglich, was die Arbeit behinderte und die Motivation der Schüler zeitweise sinken ließ. Doch der wiederholte Gang ins Archiv lohnte sich durchaus, weil dort einige interessante Dokumente zu Tage kamen, die nun in der Ausstellung zu sehen sind. Viele Informationen über den Schulalltag bekamen die Arbeitsgruppen auch von ehemaligen Schülern, die zahlreiche Fragen beantworteten und sehr anschaulich aus der Schulzeit berichteten. Auch stellten sie bereitwillig Exponate zur Verfügung, wie eine Schulmütze, die einen dauerhaften Platz in einer Vitrine gefunden hat. Alte Festschriften waren ebenso aufschlussreich, sie boten beispielsweise interessantes Fotomaterial.

Die Zeit der Recherche nahm fast das gesamte Schuljahr in Anspruch. Vor Beginn der Sommerferien wurde das gesammelte Material gesichtet und ein erstes Konzept für die konkrete Präsentation erstellt. Über die Sommerferien ruhte das Projekt, bevor es dann zu Beginn des Schuljahres 2009/10 im neuen Schulgebäude in die Endphase ging. Erste Vitrinen wurden bestückt, Rahmen angeschafft, ein einheitliches Layout entworfen, Texte verfasst und Bilder vergrößert. Am 25. September 2009 konnte die Ausstellung im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten zum Jubiläum besucht werden. Besonders großen Andrang gab es am 3. Oktober beim Schulfest, als die neue Schule auch Eltern, (ehemaligen) Schülern und Lehrern sowie Anwohnern offenstand. Neben der eigentlichen Ausstellung hatte noch ein Schüler eine Präsentation erstellt, ein Zeitstrahl zur Schulgeschichte wurde ausgelegt und auch eine Festschrift wurde herausgegeben; zu dieser schrieb die Stadtteil-Historikerin Franziska Flucke einen Leitartikel zu 100 Jahren Freiherr-vom-Stein-Schule.