Frankfurter Stadtteile im Wandel

Berkersheim – Lebensbild eines Dorfes

von Hannelore Otto

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Hellmuth Wollenberg, der Verfasser des kleinen, historischen Buches über Berkersheim, verstarb am 23. Oktober 1994. Seit 1965 hatte er den Bürgerverein Berkersheim e. V. geleitet. Er konnte an der auf seine Initiative zurückgehenden 1200-Jahrfeier im Jahre 1995 nicht mehr teilnehmen.

Persönlich habe ich ihn leider nie kennengelernt. Ich zog erst am 24. September 1994 nach Berkersheim. Hellmuth Wollenberg war allerdings so etwas wie mein geistiges Vorbild für den Bürgerverein, und wir hatten nicht nur das Engagement bei den Freien Liberalen als Gemeinsamkeit, sondern wohnten auch beide in der Straße „Im Klingenfeld“. Wie ich war er Mitglied im Ortsbeirat – allerdings hatte er alle seine Ämter mit dem 80. Lebensjahr zurückgegeben. Von Anfang an war ich begeistert von seinem Buch „Berkersheim – Lebensbild eines Dorfes“, und ich habe es immer wieder gelesen.

Ich habe Hellmuth Wollenberg für seine hervorragenden Recherchen und seine Form, die Geschichte des Dorfes zu erzählen, bewundert. Nur sein Kapitel „Der Anfang vom Ende“ stimmte mich sehr traurig. Nachdem ich nun selbst 14 Jahre in Berkersheim wohnte, dufte ich allerdings feststellen, dass das Dorf Berkersheim, das zugleich der kleinste Stadtteil von Frankfurt am Main ist, keineswegs „am Ende“ ist. Die Menschen haben ihre eigenen Geschichten, sie erzählen sich Anekdoten, sie grüßen sich auf der Straße, streiten sich und freuen sich zusammen. Man feiert Hochzeiten, Taufen und Feste und nach wie vor auch die Kerb, den Weihnachtsmarkt und das Turnfest mit dem sogenannten Dorflauf.

Das Buch von Hellmuth Wollenberg ist also entgegen seiner eigenen Prognose immer noch aktuell, und so bemühte ich mich schon sehr früh darum, das Buch neu aufzulegen, was in den 90er Jahren allerdings zunächst nicht möglich war. Erst durch das Projekt „Stadtteil-Historiker“ der Stiftung Polytechnische Gesellschaft bekam ich freundlicherweise von der Polytechnischen Gesellschaft die Rechte an dem Buch übertragen. Ich wollte mit der erneuten Herausgabe erreichen, dass das Buch wieder in die Haushalte von Berkersheim kommt und zu allen, die sich für diesen liebenswerten Stadtteil interessieren.

»Der Anfang vom Ende Berkersheims? – Das konnte, das wollte ich nicht glauben!«

Ich habe nur wenige Kapitel hinzugefügt, um das heutige „Lebensbild eines Dorfes“ aufzuzeigen. Wenn ich heute durch die Felder von Berkersheim, die Niddawiesen oder die kleinen Straßen gehe, so hat sich kaum etwas verändert, obwohl über 2.400 Bewohner in den letzten 15 Jahren – ermöglicht durch den Wegzug der amerikanischen Bewohner – neu zugezogen sind. Ich wollte also nur einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass das hervorragende Buch von Hellmuth Wollenberg wieder aufgelegt wird. Ich will allerdings darauf hinweisen, dass die Berkersheimer mit ihrem Festbuch zur 1200-Jahrfeier eine Festschrift herausgegeben haben, die die eigentliche Fortsetzung des Buches von Hellmuth Wollenberg ist. Ich beschränkte mich in meiner Fortsetzung nur darauf, ein wenig ab dem Jahr 1995 und von heute zu plaudern.

Ich glaube nicht an einen Anfang vom Ende unseres Stadtteils und seines dörflichen Charakters, sondern bin im Gegenteil davon überzeugt, dass auch meine Nachfolger im Vorstand des Bürgervereins Berkersheim e. V. und alle Vereine mit allen Bürgern von Berkersheim gemeinsam dafür sorgen werden, dass das lebendige Bild des Dorfes Berkersheim erhalten bleibt – und dieser Stadtteil von Frankfurt am Main also immer dörflich geprägt sein wird.