Frankfurter Stadtteile im Wandel

Das Seckbacher Museumsbuch

von Helmut Steinacker (†)

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Es war eine wahre Herkulesaufgabe, die sich der Seckbacher Helmut Steinacker zusammen mit einer Arbeitsgruppe des Kultur- und Geschichtsvereins 1954 Frankfurt-Seckbach e. V. im Jahr 2014 vorgenommen hatte. Seit 2004 präsentiert der Verein einen großen Teil seiner Materialien in einem kleinen Heimatmuseum im ehemaligen Pedellhaus der Zentgrafenschule. Es sollte nun ein Museumsbuch entstehen, das die im Archiv des Kultur- und Geschichtsvereins Seckbach aufbewahrten Bilder und Dokumente der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich macht.

Aber nicht nur das, es sollten auch die mit den Materialien verbundenen Geschichten und Erinnerungen dokumentiert und aufbewahrt werden. Denn, wie Steinacker in seiner Projektskizze an die Stiftung Polytechnische Gesellschaft schrieb, „Wissen geht verloren, wenn es jetzt nicht aufgeschrieben wird“.

Steinacker sah zudem die Gefahr, dass der Verein aufgelöst werden könnte, da ihm der Nachwuchs fehlt. Vor dieser Herausforderung stehen viele Vereine, und keineswegs nur die Geschichtsvereine. Jedenfalls sah Steinacker in dem geplanten Museumsbuch die Chance, auch nach einer möglichen Auflösung des Heimatmuseums die Geschichte Seckbachs der Öffentlichkeit zugänglich zu halten.

Das umfangreiche Projekt gelang, das Seckbacher Museumsbuch liegt vor. Und es steht, ganz gemäß der Hoffnung des Stadtteil-Historikers, in „möglichst vielen Seckbacher Haushaltungen“.

»Wissen geht nicht verloren, wenn es jetzt nicht aufgeschrieben wird.«

Das Buch eröffnet ein Panorama des Dorfes und des Frankfurter Stadtteils Seckbach. Von der Gründung und den ersten Nachrichten über den Weinbau als einen der wichtigsten Erwerbszweige des landwirtschaftlich geprägten Dorfes bis hin zur Feier des 1100-jährigen Bestehens im Jahr 1980. Dazu passt das Thema des Lohrbergs, der heute von vielen als Frankfurter Hausberg bezeichnet wird, im Grunde aber zu Seckbach gehört. Im Museumsbuch wird er in seiner wirtschaftlichen Bedeutung erfasst; denn die Freie Reichsstadt Frankfurt benötigte Wein. Ein sehr verdienstvolles Kapitel widmet sich ausgestorbenen Berufen. Viele der Tätigkeiten, die über Jahrhunderte die Menschen ernährten und ihnen ein Auskommen und einen gewissen Lebensstandard sicherten, sind im Zuge der Industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert ausgestorben. Die Industrialisierung betraf schließlich auch die Landwirtschaft, die zuvor das Leben der allermeisten Menschen geprägt hatte. Das ausgedehnte Industrie- und Gewerbegebiet in Seckbach weist freilich darauf hin, dass der Strukturwandel in Richtung Manufaktur-, Fabrik- und Erwerbsarbeit gelang. Einen gewissen Abschluss findet die Ortsgeschichte mit der Eingemeindung nach Frankfurt im Jahr 1900.

Am Ende stellt das Museumsbuch bekannte Seckbacher vor, darunter den ehemaligen hessischen Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry (1920 – 1981), der in Seckbach geboren und dort auch ermordet wurde. Der Band ist klug und lesefreundlich nach Sachthemen gegliedert und reich und farbig illustriert. Er ist ein echtes „Hausbuch“ der Seckbacher Geschichte und kann ein Vorbild sein, die Orts- und Stadtteilgeschichte umfassend, fundiert und doch sehr anschaulich einem allgemeinen Publikum zur Verfügung zu stellen. Dem Anspruch, den sich Helmut Steinacker also zu Beginn seines Projektes gestellt hatte, konnte er gerecht werden.

Über den Autor

Helmut Steinacker (†)

Der Seckbacher Bürger Helmut Steinacker hatte seit 1947 die Günthersburgschule und dann ab 1950 die Lersnerschule besucht. Von 1956 bis 1959 absolvierte er bei der Frankfurter Kurbelwellen- und Zylinderschleiferei eine Lehre als Dreher und war dort auch weiterhin beschäftigt.

Weitere Berufsjahre führten ihn an die Vickers Zimmer AG, dann trat er seinen Grundwehrdienst an. In weiteren Lehrgängen und Ausbildungen bildete er sich fort, wurde Baumaschinen-Schlosser und Lichtbogenschweißer, schließlich Baumaschinen-Fachmeister. Gleichzeitig kümmerte Steinacker sich intensiv um das Thema Arbeitssicherheit, für das er ebenfalls mehrere berufsgenossenschaftliche Lehrgänge durchlief.

1999 ging er krankheitsbedingt in Rente und trat 2002 dem Kultur- und Geschichtsverein Seckbach bei, dem er auch als Mitglied im Vorstand diente und bis zu seinem Tod im Jahre 2017 eng verbunden blieb.

Aber Steinackers ehrenamtliches Engagement ging noch weiter: Im Jahr 2003 übernahm er den Vorsitz im Ortsverein Seckbach der Arbeiterwohlfahrt. 2013 erhielt er für sein vielfältiges Engagement den Ehrenbrief des Landes Hessen.

Helmut Steinacker verstarb am 23. September 2017.


Quelle: Bürger, die Geschichte schreiben (Band III - November 2018)