Häuser und Straßen / Frankfurter Stadtteile im Wandel

Die Mainzer Landstraße

von Renate Ullrich (†)

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Im Herbst 2010 bewarb ich mich mit dem Konzept „Die Mainzer Landstraße im Umbruch“ für das Projekt Stadtteil-Historiker. Mein Ziel war eine Ausstellung mit Fotografien, die ich Ende der Achtzigerjahre von Liegenschaften der Mainzer Landstraße gemacht hatte. Zur Ausstellung sollte auch eine etwa sechzigseitige Broschüre erscheinen, in der ich einzelne Liegenschaften darstellen wollte. Es kam anders.

Anfang 2011 begann ich mit der Recherche und vertiefte mich in die Geschichte der Straße, der Häuser und ihrer Bewohner. Ich begann mit der Mainzer Landstraße, wo sie einst ihren Anfang genommen hatte: an der Stadtmauer, also an der Taunusanlage, und folgte ihr bis zu ihrem Ende an der Grenze zwischen Nied und Höchst. Es war mir wichtig, die zweitlängste Straße Frankfurts in ihrem gesamten Verlauf zu beschreiben und damit über die Grenzen meines Stadtteils Gallus hinauszukommen.

»Die Mainzer Landstraße ist eine Straße mit nur wenigen Plätzen, auf denen man sich gern aufhalten mag. Doch sie hat eine spannende Geschichte.«

Die Mainzer Landstraße ist eine spröde Straße mit nur wenigen Plätzen, auf denen man sich gern aufhalten mag. Doch sie hat eine spannende Geschichte, hat vielen Menschen Arbeit und Wohnung gegeben und sie hatte bei den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und durch Spekulation stark gelitten. Die wenigen alten Häuser sind vom Krieg gezeichnet, es gibt noch heute eine von den Bomben geschlagene Lücke in der Bebauung. Viele der Bauten der fünfziger Jahre, die nach der Enttrümmerung hochgezogen worden waren, sind längst abgerissen. Heute entdeckt man wieder ihre Qualität.

Entstanden ist im Projektzeitraum die Publikation: „Von der Straße nach Mainz zur Mainzer Landstraße“. Im ersten Teil beschreibe ich die Straße in ihrem chronologischen Verlauf. Im zweiten Teil berichte ich über Nutzung und Bebauung – darunter sind Themen wie Villen, Hochhäuser, Industriebauten, Kinos, Sport und Siedlungen des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Dem Verlauf der Straße folge ich im Abschnitt „Vom Platz der Republik nach Nied“. Im Buch ist ein Teil meiner Fotos abgebildet, es gewinnt aber noch durch weitere und ältere Abbildungen aus anderen Quellen.

Eine Bereicherung ist für mich der Kontakt zu anderen Stadtteil-Historikern, von denen ich auch viel Unterstützung erfuhr. Auf Hanne Emrichs und Günter Moos’ Wissen zur Geschichte des Gallus und Frankfurts konnte und kann ich immer zählen. Astrid Kumpfe half mir beim Layout und der Suche nach einer Druckerei. Projektkoordinator Herr Dr. Ramonat war für mich als Laiin Hilfe und Herausforderung zugleich. Seit 2007 bin ich in der Geschichtswerkstatt Gallus tätig. Auch von den Teilnehmern der Geschichtswerkstatt kamen wertvolle Anregungen.

Heute recherchiere ich – stadtteilübergreifend – zum Galgenfeld. Umfangreiche Rechercheergebnisse sind bereits vorhanden. Es soll eine Publikation entstehen. In der Geschichtswerkstatt Gallus bin ich an der Herausgabe unseres seit Januar 2013 monatlich erscheinenden, vierseitigen Geschichtsinfos „Die Geschichtswerkstatt Gallus berichtet“ beteiligt. Gerade die gedrängte Darstellung der in sich abgeschlossenen, vielfältigen Themen macht mir viel Spaß.