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Die wilden Jahre 1967-70: Die Frankfurter Rundschau von den Anfängen bis heute

von Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn

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Seit ihrem ersten Erscheinungstag, dem 1. August 1945, gehört die Frankfurter Rundschau (FR) zu Frankfurt wie der „Äppelwoi“, die Eintracht und die Messe. In den 1960er-Jahren begann der Aufstieg der FR zu einem Leitmedium des kritischen Geistes und des sozialen und kulturellen Aufbegehrens für eine demokratischere Gesellschaft.

Mit dem Label „links-liberal“ gewann die FR in diesen Jahren Anerkennung weit über Frankfurt hinaus. Insbesondere mit der Studentenbewegung fand sie bundesweit Verbreitung.

Die Erinnerungen an die „wilden“ Frankfurter Jahre 1967 bis 1970 und seine Anfänge in dieser Zeit bei der Frankfurter Rundschau bilden einen Teil des Projekts, in dem Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn die Geschichte der FR zu Erzählveranstaltungen aufgearbeitet hat. Brügmann-Friedeborn hat diese drei Jahre als junger Mensch erlebt, den der Zufall vom kleinen Ostseedorf an der Kieler Förde in die große Stadt am Main verschlagen hatte. Darüber hinaus weiß er viel über die Frankfurter Rundschau von den Anfängen im Jahre 1945 bis heute zu berichten. Seine Erzählungen sind ein Potpourri von Anekdoten „aus dem Nähkästchen“ und kritischen Reflexionen sowie Charakterisierungen von Journalisten der ersten beiden FR-Generationen, die das Profil der Zeitung von den Anfängen bis zum Jahre 2000 und darüber hinaus geprägt haben.

Die Zeitreise beginnt mit der Gründung der Frankfurter Rundschau und ihrer nicht nur deutschlandweiten, sondern auch internationalen Bedeutung, die sie schon in den ersten Jahren hatte. Die Zeitreise führt weiter über interne Debatten zum durchaus spannungsreichen politischen Selbstverständnis in der Redaktion und die ewige spannungsvolle Auseinandersetzung über die Ausrichtung der Zeitung zwischen Redaktion und Verlag, besonders der Anzeigenabteilung. Und sie endet mit den Ursachen und Folgen der Existenzkrisen bis in unsere Tage.

Brügmann-Friedeborn bietet Erzähl- und Gesprächsabende oder -nachmittage an. Je nach Interesse über die gesamte FR- Zeit oder auch zu Teilepochen. Die ersten Präsentationen waren zwei Abende im Treffpunkt Rothschildpark des Frankfurter Bürgerinstituts am 9. Oktober und 4. Dezember 2015. Es folgten Auftritte im Presseclub Bremen am 25. November 2015 und am 15. April 2016 in der Hausener Brotfabrik. Am 11. Mai und 22. Juni 2017 gestaltete er im Club Voltaire zwei Abende unter diesen Titeln: „Die ersten 25 Jahre – Als Frankfurt in Trümmern lag. Wie die FR anfing und was daraus wurde. Spielball im Kalten Krieg. Stachel gegen Reaktionäre“. Und: „Aufstieg, Niedergang, Rettung – Der Aufbruch seit Ende der 60er-Jahre. Streifzüge durch die 70er-, 80er-, 90er-Jahre. Die Krisenepoche seit 2000“.

»In den 1960er-Jahren begann der Aufstieg der Frankfurter Rundschau zu einem Leitmedium des kritischen Geistes und des sozialen und kulturellen Aufbegehrens für eine demokratischere Gesellschaft.«

Grundlage sind persönliche Erinnerungen sowie Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen, die schon in den Anfängen dabei waren, viele interne Dokumente, die er „gerettet“ hat, schwierige Recherchen über die Zeitungspolitik der US-Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg, die auch bis dato unbekannte Überraschungen zu Tage brachten, sowie Ansichten von außen über die FR. So überliefert er nicht nur ein Stück Geschichte der Frankfurter Rundschau, sondern auch ein Stück Frankfurter Zeitgeschichte(n).