Biografien / Frankfurter Stadtteile im Wandel

„Leben um 1900“ – Die Biographie der Juliane Kinkel aus Sossenheim

von Günter Moos (†)

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Als Herr Adalbert Vollert vom Heimat- und Geschichtsverein Nied – übrigens auch ein Stadtteil-Historiker – mit der Abfassung der 1983 von der Frankfurter Sparkasse herausgegebenen Stadtteilchronik Sossenheim beschäftigt war, bat er Frau Juliane Kinkel (1892-1986) aus Sossenheim um Informationen über den Stadtteil. Die Bitte wurde erfüllt.

Frau Kinkel schrieb ihre Erinnerungen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auf über 80 Seiten nieder. Ferner schrieb sie noch Erlebnisse aus den Endzeiten der beiden Weltkriege 1918 und 1945 nieder.

Leider erreichten diese für den Stadtteil sehr wertvollen Erinnerungen Herrn Vollert erst, als ein Buch, an dem er arbeitete, schon fertig war. Dieses Manuskript stellte mir Herr Vollert nun für meine eigenen Arbeiten zur Verfügung um es zu veröffentlichen. Die Handschrift der Juliane Kinkel habe ich editiert und mit heimatgeschichtlichen  Anmerkungen sowie mit zeitgenössischen Fotos und Abbildungen versehen.

Die Chronistin schrieb die Erlebnisse aus ihrer Sicht nieder. Sie war die Enkelin des vorletzten Sossenheimer Bürgermeisters und hatte dadurch Einblick in das Dorfl ebeben um 1900 – ein Aspekt, der dem ortsgeschichtlich Interessierten vieles erklärt. Der ursprüngliche Text konnte erfreulicherweise bis auf ganz wenige Stellen, in denen etwa Namen genannt wurden, oder bei Mehrfacherwähnungen von einzelnen Ereignissen, beibehalten werden. Es ist bewundernswert, mit welcher Akribie die damals 90-Jährige ihren Bericht niederschrieb. Durch die Edition und die erstmalige Veröffentlichung entstand eine reich bebilderte Broschüre, an der alles in allem volle 250 Jahre beteiligt waren – nämlich die 90-jährige Juliane Kinkel als Autorin, Hansjörg Ziegler, der als 90-Jähriger das Layout fertigte, und zum Schluss ich selbst, der ich als fast 70-Jähriger den Text bearbeitete und zum Druck beförderte.

»Ich habe sehr gerne einen Beitrag zum Erhalt des kulturellen Erbes unserer Stadt geleistet.«

Diese Arbeit wurde durch das Programm „Stadtteil-Historiker“ unterstützt.
Mit diesem stadthistorischen Projekt setzen sich die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, die Gerda Henkel
Stiftung und die Frankfurter Neue Presse für die Bewusstmachung der Frankfurter Geschichte und den Erhalt des kulturellen Erbes der
Stadt ein. Dazu habe ich gerne meinen Beitrag geleistet. Aufbauend auf den wertvollen Erinnerungen und Aufzeichnungen Juliane Kinkels
konnte ein Band über das „Leben um 1900“ endlich der Öffentlichkeit übergeben werden.