Denkt man an die industrielle Entwicklung des Untermaingebiets, bringt man sie vorwiegend in Verbindung mit den beiden großen chemischen Fabriken in Höchst und Griesheim. Doch in der Anfangszeit der Industrialisierung waren dies nur zwei Werke unter vielen anderen.
Bei meiner Recherche wurde bald deutlich, dass – von der Literatur zu den Farbwerken Hoechst abgesehen – kaum Veröffentlichungen über die Frühzeit der Industrialisierung im Frankfurter Westen existieren, in der damals das Höchster Werk eben noch keine dominierende Rolle spielte. Mit meiner Publikation hoffe ich, eine Lücke in der örtlichen Geschichtsschreibung zu schließen.
Dabei lag mir nicht nur daran, die Firmengeschichte zu rekonstruieren, sondern mein besonderes Augenmerk galt auch den Lebens- und Arbeitsbedingungen der frühen Fabrikarbeiter, ihren ersten, oft noch zaghaften Versuchen, sich zu organisieren und für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
Ein weiterer Aspekt war die Darstellung der wirtschaftlichen Verbindungen und personellen Verflechtungen der Fabrikherren und ihren bereits umfangreichen internationalen Kontakten, bestehend nicht nur in Handelsbeziehungen, sondern durchaus schon in „Filialgründungen“, zum Beispiel in England und der Schweiz.
Und schließlich: Warum ausgerechnet die Gelatinefabrik? Wie bereits erwähnt, gab es zahlreiche frühindustrielle Fabriken im Untermaingebiet; in Höchst z. B. war unter anderem eine blühende Möbelindustrie ansässig. Doch als Vorstandsmitglied des Nieder Heimat- und Geschichtsvereins bin ich zunächst der Nieder Ortsgeschichte verpflichtet, und zudem blieben durch einen Zufall des Schicksals zwei dicke Aktenordner mit Baugenehmigungsunterlagen und diverser Korrespondenz der Firma erhalten, während man bei anderen Betrieben auf die oft spärlichen Unterlagen angewiesen ist, die in den öffentlichen Archiven aufzufinden sind.