In Rödelheim gab es früher einmal eine „Rat-Hoffmann-Straße“, die 1935 von den Nazis in „Thudichumstraße“ umbenannt wurde. In Frankfurt-Rödelheim hat sich ein Gerücht über einen Justizrat Hoffmann sehr lange gehalten, von dem keiner mehr sagen konnte, was denn an der Geschichte nun wahr sei.
Irgendwann muss aber ein Gerücht hinterfragt werden. Und so ergab sich an einem lauschigen Sommerabend in einem Rödelheimer Biergarten eine Unterhaltung zwischen zwei Historikern: „Wissen Sie eigentlich, dass Sie hier in Rödelheim einen ganz bedeutenden Mann haben, der zu seiner Zeit eine Art ,Ministerpräsident‘ für das Territorium Solms-Rödelheim war?“ - „Ja, wen meinen Sie denn?“ - „Den Justizrat Hoffmann!“ - „Ach, der! Von ihm sagt man ja, er sei mit der gräflichen Kasse durchgebrannt, und kein Mensch weiß, wohin.“ – „Ach, das ist mir neu!“ – Für mich als stillen Zuhörer war das die Geburtsstunde für meine Abhandlung.
Was folgte, war eine Spurensuche – wie in der Genealogie. Man versucht, die Lebensdaten einer Person mit Leben zu erfüllen. Und je mehr ich in den verschiedensten Archiven – von Berlin über Wiesbaden, Darmstadt, Marburg, Stuttgart, München, Nürnberg und „last but not least“ Frankfurt beim Institut für Stadtgeschichte – recherchierte, umso mehr faszinierte mich dieser Justizrat.
Es gehörte schon viel Mut dazu, in den Jahren nach den Befreiungskriegen (1792 – 1815) einen Bund zu gründen, in dem sich die Mitglieder über zukünftige Verfassungen unterhielten, obwohl die Fürsten auf Betreiben Metternichs sich nicht an ihre eigenen Versprechungen hielten, Verfassungen zu erlassen, und zur Restauration zurückkehrten. Und kurz vor den berüchtigten Karlsbader Beschlüssen tritt ein Mann auf, der in der Zeitschrift Nemesis 1817 den Satz formulierte:
„Schaffet Kraft und Muth in euren Völkern, indem ihr sie durch Vertrauen ehret; indem ihr ihnen Verfassungen gebet, die auf reine nicht überspannte Würdigung der Menschheitsrechte gegründet sind; indem ihr ihnen diese durch wohlgeordnete, freie Volksvertretung verbürget!“
Und damit garantierte er den Machthabenden der damaligen Zeit, dass Deutschland unter diesen Voraussetzungen nie eine Revolution haben würde. Dieser Satz ist das politische Glaubensbekenntnis des Justizrates Dr. Karl Hoffmann. Erinnern Sie sich bitte an den Artikel 1 unseres heutigen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“