Hauptsächliche Quelle für unsere Recherchen war das Archiv der Wöhlerschule mit Ablagen, Zetteln, Akten, Heften, Büchern, Fotosammlungen, den bis 1930 erschienenen jährlichen Schulberichten der Schulleitungen und anderen Materialien. Durch die völlige Zerstörung der Schule im März 1944 und durch mehrere Umzüge nach dem Krieg gibt es Lücken in den Unterlagen, wobei erstaunlich ist, dass die Dokumente aus der nationalsozialistischen Zeit offensichtlich vollständig erhalten sind. Für Informationen über frühere jüdische Schüler und Lehrer konnten die jahrelangen Recherchen der „Spurensuche-AG“ der Schule und Unterlagen des Jüdischen Museums genutzt werden. Auch das Institut für Stadtgeschichte bot wertvolle Informationen.
Im Zentrum unserer Recherchen stand die Zeit von der Gründung 1870 bis zum Neubau der Schule 1957. Dabei haben wir versucht, eine Verbindung herzustellen zwischen dem Schulleben und den pädagogischen Inhalten mit den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.
Von zentraler Bedeutung für die Geschichte der Wöhlerschule ist der Frankfurter Bürgersinn, ausgehend von der Polytechnischen Gesellschaft, die die Schule im Jahr 1870 gründete. So bewirkten im Jahr 1876 massive öffentliche Proteste, dass die Schule gegen den Willen des Frankfurter Magistrats anerkannt wurde als „Realschule 1. Ordnung“ (vergleichbar dem späteren Gymnasium). Im Jahr 1952 wollte die Stadt Frankfurt die Wöhlerschule, die nach der Zerstörung am 22. März 1944 mehrmals umziehen musste, auflösen. Heftige Proteste Frankfurter Bürger, der gesamten Frankfurter Presse sowie der Schulleitung und der Eltern verhinderten dies. Ein Neubau wurde aber erst realisiert, als der Förderverein der Schule und die Schulleitung erhebliche Spenden und zweckgebundene Kredite für diesen Bau sammeln konnten. Die Inneneinrichtung wurde weitgehend durch Spenden der Bürger von Frankfurt finanziert.
Nicht verschwiegen werden sollte, dass die Wöhlerschule auch immer ein Spiegel der Gesellschaft war. Im Jahr 1914 war die Kriegsbegeisterung auch an der Schule groß. Der Schulleiter, viele Lehrer und Abiturienten meldeten sich freiwillig zum Militärdienst. Über 300 Lehrer, Schüler – auch ehemalige – fielen im Krieg. Berichtet wurde darüber in der „Wöhler-Feldzeitung“ bis zum Jahr 1918. Eine Goldsammlung in der Schule nach dem Motto „Gold gab ich für Eisen“ erbrachte die stolze Summe von 100.000 Mark (nach heutiger Kaufkraft über 300.000 €).