Unser damaliger Nachbar ist der Enkel einer der beiden Kinobetreiber, und von ihm erhoffte ich mir weitreichende Informationen. Leider stellte sich heraus, dass er keinerlei Unterlagen mehr besaß, alle waren im Zuge der Auflösung des Kinos und im Laufe der nachfolgenden Jahre verschwunden oder vernichtet worden. Der freundlichen Unterstützung des Eckenheimer Heimatvereines verdanke ich einige wertvolle Informationen und die Vermittlung wichtiger Zeitzeugen. Zum Glück konnte der jetzige Besitzer des ehemaligen Kinos zumindest Bilder und Baupläne des Kinos vor der Vernichtung retten. Informationen über die Frankfurter Kinogeschichte konnte ich im Filmmuseum recherchieren, zum damaligen Zeitpunkt lief gerade eine entsprechende Ausstellung, und es wurde ein umfangreicher Ausstellungskatalog erstellt.
Aus der Geschichte von Kinos der benachbarten Stadtteile konnte ich zumindest einige historische Fakten generieren. Etliche Vormittage verbrachte ich im Institut für Stadtgeschichte. In alten Tageszeitungen konnte ich Hinweise über die Spielpläne des Kinos ausfindig machen. Eine große Hilfe waren die Zeitzeugen, insbesondere Johannes Hess, der sich noch sehr detailliert an seine Arbeit als Vorführgehilfe während des Zweiten Weltkrieges erinnern konnte. Auch Heinz Marx, der regelmäßig im gegenüberliegenden Vergnügungslokal Hommels Ei aufspielte, konnte sich noch sehr gut an das Kino und dessen Umgebung erinnern.
So konnte ich ein Stück Eckenheimer Stadtteilgeschichte auf der Basis der Erinnerung von Zeitzeugen wieder lebendig machen. Entstanden ist daraus weniger eine geschichtliche Abhandlung als vielmehr ein Zeugnis mündlicher Überlieferung eines Unternehmens, welches bis zum rasanten Einzug der Farbfernsehtechnologie in die Wohnzimmer sozialer Treffpunkt, wichtiger Unterhaltungsfaktor und Tor zur Welt war. Gleichzeitig spiegelte die Entwicklung dieses Kinos auch den Auf- und Niedergang der Geschichte des deutschen Kinos insgesamt wider.